Freitag 19. September 2025

75 Jahre Traunsteinmesse: Von den Bergen fürs Leben lernen

Bischof Manfred Scheuer feierte am 7. September 2025 mit etwa 150 Gläubigen die 76. Bergmesse auf dem Traunstein bei Gmunden. Berge sind für ihn Orte der Sehnsucht, des Glaubens und des Staunens, aber auch der Grenzerfahrungen. 

Die traditionelle Traunsteinmesse findet seit 75 Jahren unter dem mächtigen Heimkehrerkreuz statt. Bischof Manfred Scheuer machte sich am Sonntag, kurz vor 7 Uhr früh mit Mitgliedern der Bergrettung und begleitet vom Gmundner Bürgermeister Stefan Krapf auf den Weg über die Mairalm zum Gipfel des Traunsteins in 1.691 Meter Seehöhe. Der Berg ist für ihn kein Unbekannter: Im August 1969 hat er den Traunstein zum ersten Mal bestiegen, mittlerweile gehört der Gmundner Hausberg jedes Jahr zu seinem „Bergprogramm“. Mit dem Traunstein verbindet Manfred Scheuer „Faszination und Respekt, Schönheit und Weitblick, aber auch Gefahr und Abweisung“. 


Etwa 150 Gläubige waren gekommen, um mit Bischof Scheuer bei idealem Bergwetter die 76. Traunsteinmesse mitzufeiern. Musikalisch gestaltet wurde sie vom Musikverein Pettenbach unter der Leitung von Kapellmeisterin Lisa Sieberer. 

 

Berge als Schule des Lebens und des Glaubens

 

In seiner Predigt bezeichnete der Bischof die Berge als Räume der Sehnsucht, Orte des Glaubens und des Staunens: „Berge erinnern mich, die Ziele meines Lebens nicht zu niedrig anzusetzen. Beim Gehen wird der Alltag gereinigt und das Leben neu geordnet.“ Vom Berggehen hätte er viel fürs Leben gelernt: „‘Wer einen hohen Berg erklimmen will, tut das nicht in Sprüngen, sondern schrittweise und langsam‘, hat schon Gregor der Große vor 1.400 Jahren gemeint. Schrittweise und langsam: Das gilt für die Einübung von Freundschaft, für das Erlernen eines Berufes, für Studium und Ausbildung, auch für den Weg des Glaubens.“ Die Berge seien für ihn auch zu einer Schule der Aufmerksamkeit, der Konzentration und der äußeren und inneren Beweglichkeit geworden, denn: „Berge lassen sich nicht einfach konsumieren und schon gar nicht kaufen. Die Freude über den Gipfel gibt es nicht ohne Übung, Training und Askese.“


Als Jugendlicher habe er erste Klettertouren unternommen und dabei bald Grenzerfahrungen am Scheideweg von Leben und Tod gemacht: sei es beim Mitgerissen-Werden von einem Schneebrett, beim Hängen im Seil, beim Einbrechen in eine Gletscherspalte oder beim Tod eines Freundes. Diese Erfahrung sei für ihn eine radikale Unterbrechung des „Höher“, „Weiter“, „Schwieriger“ gewesen, so Scheuer im Rückblick: „Der sportliche Ehrgeiz hat ganz aufgehört. Ich bin damals ängstlicher, zurückhaltender und zweifelnder geworden, nicht nur beim Bergsteigen. Und dankbarer. War es ‚Zufall‘ oder ‚Geschenk‘ oder ‚Auftrag‘, dass ich gefährliche Situationen überlebt habe?“ Gipfelerfahrungen hätten heute für ihn „den Beigeschmack des Wunders, der Scheu, der Ehrfurcht, der Bescheidenheit und der Auslieferung an die Gefahr. Ein Hauch von Angst ist bleibend dabei.“


Gipfelkreuze als Versöhnungszeichen

 

Das Gipfelkreuz auf dem Traunstein bezeichnete Bischof Scheuer als „Symbol für Trost, Frieden und Versöhnung nach den abgründigen Schrecken des Zweiten Weltkriegs“. Hinter den Gipfelkreuzen würden sich Geschichten verbergen: Einige Gipfelkreuze erinnerten an Unglücke und Katastrophen, viele seien nach dem Krieg aufgestellt worden. Scheuer bezog sich damit auf den Ursprung des Heimkehrerkreuzes, das 1950 in Gedenken an alle Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen der beiden Weltkriege aufgestellt worden war. „Versöhnung war nach dem Krieg notwendig, Gesellschaftsgruppen mussten wieder zueinander finden. Das Land musste wieder aufgebaut werden – materiell, aber auch immateriell. Der Krieg schlug ungezählte seelische Wunden“, betonte Scheuer. 


Gipfelkreuze seien aber auch eine Erinnerung an die Unverfügbarkeit. „Die Berge in ihrer Größe, in ihrer Unbezwingbarkeit haben wir nicht unter Kontrolle. Wir können uns den Berg nicht untertan machen. Ein Gipfelkreuz erinnert uns daran, dass die Natur unverfügbar und ein Geschenk ist – wir nennen es Schöpfung“, so der Bischof. Versöhnung schließe daher auch den Umgang mit der Schöpfung mit ein. „Ein Gipfelkreuz steht an einem Gipfel, an einem Ort, wo man nicht hastig weitergeht, wo man nicht nur auf Durchreise ist, wo man nicht nur schon an den nächsten Schritt denkt. Der Berggipfel ist ein Ort, an dem man verweilt, an dem man schaut, an dem man nachdenkt, an dem man staunt. Es ist ein Ort der Unterbrechung, ein Ort, wo man den eigenen Zugang zur Welt neu oder anders bedenken kann. Ein Ort, um sich mit der Schöpfung zu versöhnen.“

 

Gedenken an Pfarrer Christian Öhler

 

Bischof Scheuer erinnerte auch an den Bad Ischler Pfarrer Christian Öhler, der die Bergmesse auf dem Traunstein im vergangenen Jahr gefeiert hatte. Beim Abstieg war Öhler zusammengebrochen und verstorben. Bischof Scheuer sprach jenes Gebet, das auch Öhler im Vorjahr gesprochen hatte, im Gedenken an den verstorbenen Pfarrer und die vielen Menschen, die auf dem Traunstein verunglückt sind. 


Bischof Scheuer bedankte sich bei den Bergretter:innen für ihr Engagement, für unzählige Stunden der Übungen und des Einsatzes, gerade auch in äußerst schwierigen Situationen. „Ihr habt Leben gerettet, aber auch immer wieder Erfahrungen des Todes machen müssen. Gott segne euer Leben und euer Wirken“, so der Bischof.


Mit einem musikalischen Glückwunsch überraschte der Musikverein Pettenbach nach der Bergmesse Bischof Manfred Scheuer, der am 10. August 2025 das 70. Lebensjahr vollendet hat.

 

Kreuz im Jahr 1950 in 4.000 Einzelteilen zum Gipfel gebracht

 

Das Traunstein-Gipfelkreuz aus Aluminium war im Jahr 1950 in den Traunsteinwerkstätten Swoboda gefertigt worden. Der spätere Gmundner Bürgermeister Karl Pieringer war Ideengeber. Er wollte damit nach seiner Heimkehr aus russischer Gefangenschaft im jugoslawischen Skopolie (heute Bosnien) allen gefallenen, vermissten und verstorbenen Kriegskameraden beider Weltkriege ein Denkmal setzen. Der Transport des 10 Meter hohen Kreuzes auf den Berg war eine besondere Herausforderung: Neben den 4000 Einzelteilen und der 50 Kilogramm schweren Bodenplatte mussten noch Unmengen in Flaschen abgefülltes Wasser, 750 Kilogramm Sand, 250 Kilogramm Zement und Stahlseile auf den Berg getragen werden. Schließlich konnten 520 Männer und 80 Frauen, darunter eine Abordnung der Gendarmerie von Gmunden und Ebensee, an einem einzigen Wochenende die Kreuzteile und das Baumaterial zum Traunsteingipfel schleppen.


Am 20. August 1950 wurde das Heimkehrerkreuz auf dem 1691 Meter hohen Pyramidenkogel – der höchsten Erhebung des Traunsteins – vom Gmundner Stadtpfarrer Dechant Franz Dorner vor 3000 Menschen geweiht. (Quelle: Stadtamt Gmunden)

 

Unterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc/pdf)

 

Fotos zum Download: © Manfred Spitzbart (honorarfrei)

 

Archivfoto : © Hannes Loderbauer (honorarfrei)
Archivfoto von einer der ersten Traunsteinmessen, die seit 1950 stattfinden. Im Bild Diözesanbischof Franz Salesius Zauner. 
 

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